Seit ziemlich genau
einem Jahr ist die IDPF-Spezifikation
von EPUB3, dem neuestem Standard für E-Books nun finalisiert. Aufgrund der
Möglichkeiten für die Integration von Multimedia-Elementen und interaktiven
Features ist das Interesse von Verlagen groß, Titel in diesem Format anbieten zu
können. Welche Reader unterstützen EPUB3 aktuell?
iBooks: In der eReader-Software von Apple für iOS werden
seit der Version 2 von Anfang diesen Jahres alle wesentlichen Features von
EPUB3 unterstützt - insofern wenig verwunderlich,
da in iBooks bereits für ePub 2.0-Dateien einiges erlaubt war, was
"offiziell" erst in EPUB3 standardisiert wurde. Nach den bisherigen
Tests ist iBooks der Reader mit der bisher weitgehendsten EPUB3-Unterstützung:
Die Layout-Features werden fast durchgehend dargestellt, die
Multimedia-Einbindung funktioniert problemlos, SVG, MathML und Javascript werden
unterstützt.
Readium: Das IDPF hat
mit Readium ein
Open Source-Projekt für eine Referenz-Implementierung von EPUB3 gestartet.
Readium ist als Plugin für Google's Chrome-Browser realisiert und soll in der
finalen Fassung flexibel in andere Anwendungen integrierbar sein. Der Reader
liegt als Beta-Version vor, unterstützt aber bereits fast alle wesentlichen
EPUB3-Merkmale und kann mittlerweile über den Chrome Web Store installiert werden. Readium
ist von besonderem Interesse, da der Reader in einer früheren Version bereits
in Play Books, der E-Book-Komponente des Google-Ökosystems eingesetzt wird und
dort mit Sicherheit in seiner finalen Version Eingang finden wird.
Azardi: Die asiatische
Softwareschmiede Infogrid Pacific hat mit Azardi einen
kostenlosen EPUB3-Reader für Windows, Mac OS und Linux Desktop im Angebot. Das
Unternehmen fokussiert sich zwar hauptsächlich auf das B2B-Geschäft, insofern
ist fraglich, ob der Reader wirklich marktrelevant für Endkunden werden wird.
Momentan ist der Reader jedoch für das Testen von EPUB3-Daten einer der interessantesten.
Auch in Azardi werden bereits die wesentlichen EPUB3-Features unterstützt,
allerdings setzt der Hersteller leider auf eine proprietäre Scripting-Engine,
so dass interaktive Inhalte nach Standard hier nicht testbar sind.
Gyan Reader: Seit kurzer Zeit
steht mit dem Gyan Reader auch eine EPUB3-fähige Software für
Android-Geräte zur Verfügung. Laut Herstellerangaben werden hier MathML,
animiertes SVG, Media Overlays und Fixed Layouts unterstützt. Wie gut der
Reader tatsächlich ist, konnte bisher noch nicht getestet werden, ein Vorschau-Video dazu macht aber einen recht
guten Eindruck.
Amazon bleibt dagegen mit
der Einführung seiner KF8-Technologie bei seiner Politik eines
eigenständigen E-Book-Formates, bietet aber mit seinem KindleGen-Tool zumindest eine Import-Schnittstelle
für EPUB3 an. Bisher werden darüber jedoch nur die zentralen Layout-Merkmale
sowie Audio/Video-Dateien übernommen, eine Unterstützung für SVG, MathML und
insbesondere Javascript fehlt komplett - es bleibt zu hoffen, dass der
Branchenriese hier bald nachlegt.