Montag, 22. August 2011

E-Books in der Cloud und aus der Cloud

Cloud-Computing – also Rechenleistung und Software außerhalb des eigenen Rechenzentrums – ist seit etlichen Jahren ein heiß diskutiertes Thema der IT-Szene. Nun kommen auch E-Books in die Cloud – allen voran Google E-Books und seit Neuestem bietet auch Amazon einen Cloud Reader an. Lesen in der Cloud heisst: Die E-Book-Datei liegt auf den Servern des Anbieters und beim Zugriff auf das E-Book werden die angeforderten Seiten nach und nach auf das Lesegerät des Nutzers geladen (»gestreamt«). In der Regel können die E-Books aus der Cloud auch offline gespeichert und gelesen werden.
E-Books in der Cloud haben den Vorteil, dass man jedes beliebige Lesegerät benutzen kann, auch im Wechsel – sofern ein jedes das E-Book-Format des in Frage stehenden E-Books fähig ist darzustellen. Damit ist man nicht fixiert auf das Lesegerät, auf das das E-Book heruntergeladen wurde. Beim Schließen des E-Books werden die Leseeinstellungen gespeichert, darunter auch die zuletzt gelesene Stelle, so dass man beim nächsten Öffnen auf einem anderen Lesegerät sogleich wieder an der richtigen Stelle weiterlesen
kann. Das Synchronisieren der Einstellungen funktioniert natürlich nur bei Vorhandensein einer Online-Verbindung.
Technisch gesehen sind die meisten der heute angebotenen E-Books in der Cloud HTML5-E-Books, die im Browser ablaufen – so bei den Amazon Cloud E-Books. Damit werden die für die Nutzung möglichen Plattformen noch einmal erweitert: nämlich auf alle Geräte, auf denen ein Webbrowser installiert ist. Im Augenblick ist der Amazon Cloud Reader allerdings auf Chrome und Safari beschränkt, da er als Add-on im Browser integriert sein muss. Bei Google gibt es auch ePUB- und PDF-E-Books in der Cloud.

»Social Reading«

Unter dem Begriff »Social Reading« werden verschiedene Aktivitäten zusammengefasst, die den Informations- und Meinungsaustausch zwischen Leser und Autor oder auch unter den Lesern fördern. Letztendlich gehören hierzu auch Communities wie LovelyBooks oder Aktivitäten zum kollaborativen
Schreiben wie die Funktion »SocialBook« von Bookrix. Wir konzentrieren uns hier jedoch auf Ansätze, die unmittelbar im E-Book selbst verankert sind. Die folgende Aufstellung ist durchaus unvollständig, zeigt
aber beispielhaft verschiedene Arten von »Social Reading«:
  • Amazons »Public Notes«:
    Nutzer können die eigenen Markierungen und Anmerkungen öffentlich sichtbar machen und die von anderen Nutzern sehen: nach der Häufigkeit sortiert, in die verschiedenen Textpassagen markiert wurden.
    Darüber hinaus soll es Community-Funktionen geben wie z.B. sich gegenseitig folgen, aktuelle Lektüre von anderen sehen und ein eigenes Bücherregal für bereits gelesene Werke anlegen.
  • Widget »Social eBooks« von LovelyBooks:
    Nutzer können den Autor direkt aus dem E-Book heraus kontaktieren.
  • »Reading-Life«-App von Kobo, Kanadas größtem E-Book-Händler, der nun auch auf den deutschen Markt expandiert:
    Im E-Book markierte Stellen können als Statusmeldung an Facebook versandt werden. Für die fleißigsten Leser gibt es »Awards«.
  • Projekt »Social Book 1.0« von Bob Stein und seinem »Institute for the Future of the Book«:
    Nutzer diskutieren mit Hilfe einer »Kommentarfunktion« in einer Art Randspalte unmittelbar miteinander.
Markierte Stellen in Amazons Lesesoftware Kindle

In den kommenden Jahren dürften weitere Ansätze entstehen, die den Aspekt des Austauschs der Leseerfahrungen und der gemeinsamen Rezeption weiter ausbauen. Technisch gesehen laufen diese Kommunikationsansätze auf das Konzept der E-Books aus der Cloud hinaus, da dabei der Austausch
untereinander ohne Zeitverzögerung und eher Chat-ähnlich erfolgen kann.

Dienstag, 2. August 2011

Nutzer schätzen eigene Einstellmöglichkeiten bei der Darstellung von E-Books


Verständlicherweise gibt es immer wieder die Vorgabe, die Gestaltung der Printpublikation mit den für das flexible Format zur Verfügung stehenden Mitteln zu adaptieren. Dies kann unter Marketingaspekten sinnvoll sein – vor allem bei besonderen Layouts. Auch fällt beim Lesen der Rezensionen im iBooks Store auf, dass nicht wenige Käufer ein E-Book kaufen, das sie schon als gedruckte Publikation kennen und schätzen. Andererseits wird in diversen Anwenderforen immer wieder die Vielfalt der Einstellmöglichkeiten bei Schriftart, Schriftgröße und Zeilenhöhe lobend hervorgehoben (z.B. „Review of the Kobo eReader Touch“ in den “PublishingPerspectives“ vom 14.7.2011).
Leider wird dieses Feature in der E-Book-Studie des Börsenvereins nicht abgefragt.

Zeitschriften-Layouts


Bei der Gestaltung von E-Books, die auf Büchern - also eher einheitlichen, linear zu lesenden Inhalten - beruhen, überwiegt nach wie vor der Wunsch, dass die E-Books die Gestaltung des ursprünglichen Layouts übernehmen sollen. Bei den Zeitschriften sieht es anders aus: Sie werden zu E-Zines.
Insbesondere für den iPad gibt es mittlerweile einige Beispiele an fulminanten Layouts, z.B. für die Magazine „Wired“ und „Project“, die sich weit vom Printlayout entfernen. Es wurden für sie zwei verschiedene Layouts angelegt – eines fürs Hochformat und eines fürs Querformat, kombiniert mit einer zweiachsigen Navigation, bei der horizontal zwischen den verschiedenen Artikeln gewechselt werden kann und vertikal die Seiten des Beitrags angeordnet sind. Darin steckt aber natürlich sehr viel manuelle Anpassungsarbeit.
Geht es jedoch um eine kostengünstige Produktion von E-Books, gibt es nur den Weg über die Automatisierung mit einer identischen Gestaltung für alle Titel.

Verbreitung der E-Book-Formate


Die E-Book-Studie des Börsenvereins („Umbruch auf demBuchmarkt? Das E-Book in Deutschland“ vom Mai 2011, S. 65) hat unter Verlagen das Dateiformat der in 2010 lieferbaren E-Books abgefragt:
·         PDF: 82%
·         ePUB: 43%
·         Mobipocket: 9%
·         HTML: 6%
·         Apps: 6%
·         AZW: 5%
Alle anderen Formate liegen deutlich unter 5%. Leider dokumentiert die Studie nicht, wie diese Zahlen errechnet wurden – ob diese auf der Basis von absoluten Zahlen aller Verlagsangaben entstanden und damit repräsentativ für das gesamte Marktangebot stehen, oder ob sie auf der Basis von relativen Angaben interpoliert wurden. Leider wurde auch nicht ausgewertet, inwieweit diese Zahlen differieren je nachdem, ob es sich z.B. um einen Fach- oder Wissenschaftsverlag handelt oder um einen Publikumsverlag. Klar ist nur, dass im Fach- und Wissenschaftsbereich der Anteil an E-Books im Vergleich zum Gesamtprogramm der weitaus höchste von allen Verlagstypen resp. Genres ist (E-Book-Studie S. 52).