Samstag, 11. August 2012

Die Zukunft von EPUB3


Auf der Digital Book 2012-Konferenz Anfang Juni in New York wurde vom IDPF, dem Standardisierungsgremium für das EPUB3, die Roadmap für die Weiterentwicklung in den nächsten 6 - 12 Monaten bekannt gegeben. Die wichtigsten Neuerungen:

Adaptive Layouts
Ergänzend zu den in EPUB3 frisch spezifizierten Fixed Layouts, d.h. der Möglichkeit, CSS als Seitenbeschreibungs-Sprache für pixelgenaue Positionierung zu nutzen, kommen nun als weitere Spezifikation die Adaptive Layouts hinzu - hier soll der Effekt erreicht werden, ähnlich wie im modernen Web-Design Layouts zu schaffen, die sich regelbasiert an verschiedene Display-Größen und Proportionen anpassen können. Über ein System an Vorgaben für Textfluss-Steuerung, Umfluss um graphische Elemente und Seitenregionen, sowie einer logischen Verankerung von Textteilen miteinander soll ein EPUB-Reader bis zu einem gewissen Grad auch komplexere, graphische Layouts "selbständig" an sein Display anpassen können. Nach den ersten Entwürfen dürfte der Funktionsumfang dem sehr ähnlich sein, der von Adobe in seiner CS6 mit den "liquid layouts" realisiert wurde.

Unterstützung für Wörterbücher, Glossare, Verzeichnisse
Ein weiterer Bereich, der bisher in EPUB komplett ausgespart wurde (sieht man von den typisierten Tabellen- und Abbildungsverzeichnissen in EPUB3 ab), sind Wörterbücher, Verzeichnisse und ähnliche Content-Strukturen. Eine schlichte textuelle Abbildung macht im eBook in der Regel keinen Sinn - für eine intelligente Einbindung müßten Verzeichnisse semantisch codierte Strukturen beinhalten, auf die ein Reader bei einer kontextsensitiven Suche zurückgreifen kann. Um solche Strukturen zu entwerfen und Anwendungsfälle sinnvoll zu unterstützen, hat eine Arbeitsgruppe mit den ersten Entwürfen für Teilspezifikationen in diesem Bereich begonnen.

Scripting
Damit interaktive und dynamische Funktionen einfacher realisiert werden können, sollen für EPUB-Reader eBook-spezifische Javascript-Schnittstellen standardisiert werden - wichtig, da eBooks zwar auf Webtechnologien beruhen, aber ein komplett anderes Darstellungsverhalten im Reader erfordern. Javascript kennt Schnittstellen und Ereignisse für Kontexte wie Dokumente, Fenster, und Popups - für Entwickler wären jedoch Buch-spezifische Objekte wie Kapitel, Seiten (oder zumindest darstellbare Bereiche) und ähnliches notwendig, um auf dieser Basis nutzerfreundliche Funktionen zu implementieren. Dazu ist ein Projekt für ein "EPUB Standard Widget Toolkit" in Planung - dem Namen nach ein Projekt für einen offiziell standardisierten Satz an Bedienelementen, die ein EPUB-Reader für interaktive Bedienung und Inhalte unterstützen muss. 

Es ist erfreulich zu sehen, wie das IDPF sich auch nach dem ersten, großen Wurf weiterhin mit der Pflege des Standards beschäftigt - passend zu dieser Arbeit im Detail bietet die XML-Schule in diesem Herbst erstmals auch Überblicks- und Praxis-Seminare zu EPUB3 an.

Sonntag, 5. August 2012

Open Source Schrift von Adobe

Adobe stellt eine Open-Source-Schrift vor. Es ist eine sans serife Schrift. Da Open Source kann diese in ePUBs ohne Angst vor Lizenzverstößen eingebettet werden.
Hier ist der Link zum Adobe Blog: http://blogs.adobe.com/typblography/2012/08/source-sans-pro.html.
Ob sie gefällt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Top ausgebaut ist sie leider noch nicht. Sie enthält alle westeuropäischen und osteuropäischen Glyphen und ein paar chinesische Zeichen (ob sich damit wirklich etwas anfangen lässt, kann ich nicht beurteilen). Kyrillische und griechische Zeichen werden folgen. Beim Ausbau verlässt man sich auch auf den Open-Source-Gedanken und stellt die Quellen offen. Mit dem AFDKO-Workflow soll die Schriftfamilie dann nach und nach ausgebaut werden.
Noch besser wäre es natürlich, wenn man sich auf eine umfassende UTF-8-Unterstützung auf allen Lesegeräten verlassen könnte. Hier könnte Adobe mit einer balidigen Neuauflage der ADE, die dann weit bessere Standardschriften haben sollte, der ePUB-Technologie einen weit größeren Dienst erweisen.